FIU stockt Mitarbeiterzahl kräftig auf - Ist das die Lösung?

Die deutsche Financial Intelligence Unit (FIU) ist für die Entgegennahme, Sammlung und Auswertung von Verdachtsmeldungen im Zusammenhang mit Geldwäsche oder Terrorismusfinanzierung zuständig. Die Zentralstelle erhält Meldungen aus allen Branchen und Wirtschaftsbereichen in Deutschland. Die dort geschilderten Sachverhalte sind teilweise hoch komplex. Die Fälle müssen auf ihren Inhalt und ihre Relevanz für die Strafverfolgung hin geprüft und unverzüglich an die zuständigen Behörden weitergeleitet werden.

Jahr für Jahr steigt die Anzahl der Verdachtsmeldungen

Ein Tätigkeitsfeld mit wachsender Bedeutung. Betrachtet man die stetig zunehmende Anzahl der eingehenden Verdachtsmeldungen (2019: knapp 115.000 Meldungen, Quelle: FIU-Jahresbericht 2019), so kann man wahrlich von einer Mammutaufgabe sprechen.

Dies gilt umso mehr, als dass in den kommenden Jahren mit weiter steigenden Verdachtsmeldezahlen zu rechnen ist. Grund hierfür ist u.a. die Reform des Straftatbestands der Geldwäsche (§ 261 StGB) und dem damit verbundenen Wegfall des Vorstrafenkatalogs. Aber auch im Nachgang der derzeit noch laufenden FATF-Deutschlandprüfung, wird mit einer verstärkten Meldeaktivität gerechnet.

Auch der Personalbestand wächst und wächst

Hierfür sieht sich die FIU nach eigenen Angaben gut gewappnet und verweist u.a. auf die stetig steigende Zahl an Mitarbeitern. Die Zielgröße für 2020 betrug 475 Stellen, wobei bis Ende 2020 ca. 440 besetzt werden konnten. In einer Online-Veranstaltung Ende März 2021 äußert sich ein FIU-Vertreter zu den weiteren Personalplänen der Behörde. Man rechne mit bis zu 800 (!) Mitarbeitern bis zum Jahr 2024.

Angesichts der rasant steigenden Fallzahlen erscheint es gerechtfertigt, dass die FIU auch bei der Beschäftigtenzahl aufstockt. Allen Bemühungen und Ankündigungen zum Trotz, ist der Einsatz von automatisierten Verfahren und künstlicher Intelligenz bei der Verdachtsfallbearbeitung noch überschaubar (siehe FIU-Jahresbericht 2019, S. 11). Die Entgegennahme, Sammlung und Auswertung von Verdachtsmeldungen erfolgt größtenteils durch Menschenhand und ist dementsprechend zeitintensiv.

Ist Masse wirklich Klasse?

Ist eine effektive Verdachtsfallbearbeitung daher tatsächlich in erster Linie eine Sache der Personalstärke? Eine aktuelle Untersuchung stellt dies in Frage. Hier wurde zunächst die Gesamtzahl der Mitarbeiter der einzelnen europäischer FIUs einander gegenübergestellt.

Quelle: ACAMS LLC.

Die Grafik zeigt, dass Deutschland unter den untersuchten Ländern in absoluten Zahlen mit Abstand die meisten FIU-Mitarbeiter beschäftigt. Gemessen an der Einwohnerzahl und der Wirtschaftskraft Deutschlands erscheint dies zunächst auch gerechtfertigt. Interessanter wird es, wenn man die Anzahl der Mitarbeiter mit dem Gesamtwert der Finanztransaktionen eines Landes vergleicht.

Quelle: ACAMS LLC.

Hier ist das Verhältnis in Deutschland deutlich günstiger, als in anderen wichtigen Finanzstandorten, wie der Schweiz oder Großbritannien. Ebenfalls sehr deutlich fällt die Diskrepanz aus, wenn man die Anzahl der eingehenden Verdachtsmeldungen im Verhältnis zur Mitarbeiterzahl betrachtet.

Quelle: ACAMS LLC.

So kamen auf einen Mitarbeiter der deutschen FIU in der Vergangenheit im Schnitt 262 Verdachtsmeldungen, während sich seine Kollegin in UK um bis zu 4.055 Meldungen kümmern musste.

Viel hilft nicht immer viel

All diese Zahlen scheinen jedoch nicht automatisch dafür zu sprechen, dass die deutsche FIU ihre Arbeit effektiver erledigt, als dies die Schwesterbehörden in anderen europäischen Staaten tun. Seit ihrer Neugründung im Jahr 2017 hagelt es Kritik an der nicht effektiven Bearbeitung eingehender Meldungen. Die Vergleiche mit den Mitarbeiterzahlen anderer FIUs sprechen nun dafür, dass es nicht am einzelnen Mitarbeiter liegen kann, dass die Behörde ihre Aufgaben nicht rechtzeitig bzw. vollständig erledigt.

Es ist daher stark zu bezweifeln, dass allein eine weitere Erhöhung der Mitarbeiteranzahl daran etwas ändert. Alternative Vorschläge für eine Verbesserung der Situation gibt es genug. Leider sind nur wenige bisher umgesetzt worden. Bleibt zu hoffen, dass die FIU in Zukunft mehr an der Vernetzung mit den Ermittlungsbehörden arbeitet, als an der Ausschreibung neuer Stellen.

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